Archiv für den Monat: Juni 2015

Kreisräte der Freien Wähler in Brückenaus Fahrradmuseum

„Museumsarbeit heißt vor allem tauschen, sie ist ein ständiger Prozess:“ Mit viel Leidenschaft und Herzblut führte Ivan Sojc, Inhaber des Deutschen Fahrradmuseums in Bad Brückenau, die Fraktion der Freien Wähler des Kreistages Bad Kissingen eine Stunde durch sein „Wohnzimmer“.

Kreisrat und 2. Bürgermeister von Zeitlofs, Roland Limpert, tourt auf einem Hochrad. Foto: Beatrix Lieb
Kreisrat und 2. Bürgermeister von Zeitlofs, Roland Limpert, tourt auf einem Hochrad. Foto: Beatrix Lieb

Dass eine Stunde viel zu wenig ist, um jedes Detail, das liebevoll zusammengetragen und geschmackvoll präsentiert wird, zu betrachten, wurde den Politikern schnell klar. Unter die Kommunalpolitiker mischte sich im Laufe das Abends auch noch der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Günther Felbinger, dem dieser Termin sehr wichtig war: „Die Verbundenheit zur Rhön will ich pflegen“, ließ auch er sich gerne einen Einblick in die Museumsarbeit geben. Darüber freute sich auch der Fraktionsvorsitzende Reimar Glückler.

Räder und Anekdoten

Gerade mal eine Etage „schafften“ die über 20 Besucher in dieser Zeit. Gerne und ausführlich stand Sojc den Fragen der interessierten Kommunalpolitiker Rede und Antwort. Es gab kein Fahrrad, kein noch so kleines Zubehör, über das der Fahrradliebhaber nicht eine kleine Begebenheit zu erzählen wusste. Beispielsweise: „Hier steht ein Fahrrad, das ist schon um die halbe Welt gereist, wurde allerdings noch nie gefahren.“

Viele nette Malereien oder Schautafeln an den Wänden sind kurzweilige Ergänzungen zu den ausgestellten Exponaten. „Manchmal hab ich schon Jahre gebraucht, bis ich endlich ein ersehntes Fahrrad erstehen konnte“, erzählt Sojc schmunzelnd. Manches Mal hat er sich auch von einem Rad getrennt, um dafür ein anderes zu erhalten. „Museumsarbeit bedeutet nicht, dass man Sachen verwaltet, ein Museum soll leben“, immer wieder einmal wechsele ein „Oldtimer“ auch mal den Besitzer. Eines wurde den Politikern jedoch ebenso schnell klar: das Museum ist in die Jahre gekommen, „alle zehn Jahre sollte ein Museum dem Zeitgeist angepasst werden“, wies Sojc auf dringend fällige Umgestaltung hin. Die Räumlichkeiten in der ehemaligen Villa Füglein sind zu eng, längst müsste zeitgemäße Technik und Beleuchtung Einzug halten: „Das Problem ist wie immer und überall die Finanzierung“, begründete der engagierte Museumsbesitzer den „Investitionsstau“.

Dennoch, was dieses Museum trotz der räumlichen Enge zu bieten hat, ist ein beeindruckender Streifzug durch 200 Jahre Fahrradgeschichte: Da liegen in einer Vitrine unzählige Fahrradklingeln neben Armbanduhren („die wurden für die Radler erfunden“), da sind „Waffen“ zu sehen, mit denen man sich die damals gerne freilaufenden Hunde vom Hals – pardon, vom Bein – hielt. Nicht fehlen durfte zum Abschluss eine Tour auf dem Hochrad – dass es dazu einer komplett anderen Technik bedarf als beim zeitgenössischen Fahrrad, spürten die Kreisräte Stefan Lang, Roland Limpert und Beatrix Lieb, die den Mut aufbrachten, das Hochrad zu besteigen.

Mobiles Museum

Und wer jetzt Lust hat, das auch einmal auszuprobieren, der braucht sich einfach nur auf die Spur von Ivan Sojc und Mona Buchmann, die sich ebenfalls mit viel Hingabe dem Fahrradmuseum verschrieben hat, zu machen. Sie sind ständig als mobiles Museum unterwegs, ein Mit-mach-Museum sozusagen.

Ein besonderer Schatz, den das Staatsbad mit diesem Museum besitzt, betreut von zwei Menschen, die nicht müde werden, dieses einmalige Museum Deutschland weit publik zu machen. Vielleicht ist dies ja gerade der Pulsschlag eines Fahrradmuseums: mobil zu sein, die Welt zu erobern – das wird auch der Antrieb jener gewesen sein, die eine neue Art der Fortbewegung suchten. Damals, vor 200 Jahren …