Der Beckenbauer Bad Brückenaus

2307 Stimmen erhielt Stadtrat Jürgen Pfister bei der jüngsten Wahl. Die Zielstrebigkeit, die er früher auf dem Platz zeigte, bringt er heute in die Politik ein. Im Interview spricht Pfister über die Wurzeln seiner Familie, über Sport und darüber, was er von der Stadtverwaltung hält.

Eigentlich darf Jürgen Pfister ja gar nicht mehr kicken. Wegen seiner Hüfte. Aber natürlich kann es der 65-Jährige nicht lassen. Pfister ist und bleibt FCler, nicht umsonst ist das Sportgelände nach seinem Vater benannt.

In dessen Fußstapfen trat der Sohn übrigens in mehrerer Hinsicht. Zusammen mit seinem Bruder Hans-Peter übernahm er das Traditionsgeschäft in der Ludwigstraße. Und dann ist da noch die Kommunalpolitik: Pfister sitzt seit 1984 für die Parteifreie Wählergruppe (PWG) im Stadtrat, Kreisrat ist er seit 1990. Seit Mai 2014 ist er 2. Bürgermeister der Stadt.

Im Gespräch mit der Saale-Zeitung spricht Jürgen Pfister über die Wurzeln seiner Familie, über Sport und darüber, was er von der Stadtverwaltung hält.

Herr Pfister, Sie werden gerne der Franz Beckenbauer Brückenaus genannt. Wie kommt das?
Jürgen Pfister: Naja, wenn Sie das sagen (lacht). Ich hab‘ als Libero auf der gleichen Position wie der Kaiser gespielt. 1978 sind wir mit Trainer Hermann Kastner in die Landesliga aufgestiegen. Es war die höchste Liga, in der der FC je gespielt hat. Ich war Spielführer, aber es war ein Erfolg der ganzen Mannschaft.

Das Sportgelände ist ja nach ihrem Vater Hans Pfister benannt.
Ja, mein Vater war über Jahre im Verein engagiert. Er hat mich zum Sport geführt. Als er 1981 an Herzinfarkt starb, benannte man den Sportplatz nach ihm.

Sie wurden als sein Nachfolger in den Stadtrat gewählt…
Herbert Meyerdierks hatte mich überredet, bei der Kommunalwahl 1984 anzutreten.

1984 holten Sie die meisten Stimmen, 30 Jahr später auch. Wie machen Sie das?
Am Anfang hatte ich natürlich noch den Bonus von meinem Vater. Heute kennen mich die Brückenauer. Viele sprechen mich auf der Straße an.
Meine Großmutter war mit vier Kindern verwitwet. Damals hat der Pfarrer nach einem ledigen Raumausstatter gesucht. Also kam mein Großvater Anton Pfister aus Burggrumbach bei Würzburg 1913 nach Bad Brückenau. Seitdem gibt es die Familie Pfister in der Stadt.

Was verbinden Sie mit ihrer Heimatstadt?
Natürlich unser Kleinod, das Staatsbad. Und dann denk‘ ich an die Heilquellen, unser gutes Wasser. Und ich denk‘ an den Volkersberg, den Dreistelz, die Rhön.

Demnächst könnten Sie eventuell wieder mit der Eisenbahn hinauf in die Rhön fahren. Eine gute Idee?
Ich bin gegen die Reaktivierung der Sinntalbahn. Wir brauchen den Radweg. Außerdem bin ich ein Verfechter des E-Bikes. Wenn wir den Radtourismus nicht bald ausbauen, ist der Zug abgefahren.

Auch die Ludwigstraße bräuchte dringend ein paar neue Impulse
Eine Belebung ist natürlich notwendig. Trotzdem bin ich gegen die Öffnung für den Verkehr. Auch die Mehrheit des Stadtrats ist dagegen. Das A und O ist für mich eine Lösung für die Alte Post. Ich könnte mir zum Beispiel ein Mehrgenerationenhaus mit Geschäftsflächen im Erdgeschoss vorstellen. Aber das ist natürlich nur Wunschdenken.

Gefällt Ihnen der Job als 2. Bürgermeister?
Es ist eine interessant Aufgabe, die mir Freude macht. Brigitte Meyerdierks hat mich sehr fair und loyal in das Amt eingeführt. Ich verstehe mich auch mit dem 3. Bürgermeister Dieter Seban gut. Bei der ersten Vertretung habe ich gemerkt, wie anstrengend der Job der Bürgermeisterin ist. Man ist von morgens bis abends unterwegs. Und ich habe gesehen, was die Verwaltung alles zu leisten hat. Das war mir vorher gar nicht so bewusst.

Was haben Sie sich für die laufenden Wahlperiode vorgenommen?
Wir haben ja eine angespannte Haushaltslage, da müssen wir den Weg der kleinen Schritte gehen. Der grüne Markt sollte wiederbelebt werden. Den Fair Trade-Gedanken möchte ich noch weiter voranbringen. Die Zuschüsse an Vereine, Musikschule und Kammerorchester dürfen nicht gekürzt werden, sonst verlieren wir irgendwann unsere Berechtigung als Mittelzentrum. Sie sehen, ich habe noch viel vor.

Zum Beispiel, 2016 als Bürgermeister zu kandidieren?
Das geht gar nicht, ich bin schon zu alt – auch wenn ich mich noch nicht alt fühle.

Saale-Zeitung vom 9. August 2014