Schelle und Schmittnägel wechseln die Seiten

Prominenten Zulauf hat die Parteilose Wählergruppe (PWG) erhalten. Die Listenplätze sechs und sieben der Stadtratsliste für die Kommunalwahl zieren Eberhard Schelle und Johannes Schmittnägel – und die sitzen aktuell für die Bürger für Brückenau (BfB) beziehungsweise die CSU im Rat. Der Stimmungswechsel hat unterschiedliche Gründe.

Schmittnägel zum Beispiel gehört seit sechs Jahre der mit zehn Sitzen stärksten Fraktion im Stadtrat an – der der CSU. Dabei ist er gar kein CSU-Mitglied. Und genau das stellt das Problem dar. Dieter Seban, Vorsitzender des CSU-Ortsvereins und selbst Stadtrat, spricht von einer Grundsatzentscheidung, die im Vorstand getroffen wurde: Eine Wahlperiode lang dürfen parteilose Kandidaten unter dem Dach der CSU mitarbeiten – auch im Stadtrat. Dann müssen sie der Partei beitreten, um dabeibleiben zu dürfen.

Johannes Schmittnägel habe das auch nach einer gewissen Bedenkzeit nicht gewollt: „Der ‚freie Gedanke‘ war ihm wichtiger.“ Der selbstständige Unternehmer sei im Frieden gegangen: „Es gab keinen Ärger. Wir sind immer noch gute Freunde.“

Ganz so reibungslos verlief der Wechsel wohl doch nicht. Diesen Eindruck vermittelt Schmittnägel selbst. Er fühlt sich „etwas ausgetrickst“. Grund ist eine Aussage von CSU-Fraktionssprecher Hartmut Bös in den Medien. Laut Schmittnägel wirbt Bös um neue Mitstreiter für die Kommunalpolitik. In die CSU eintreten müssten sie nicht. Keine Rede davon, dass eine Mitgliedschaft für die nächste Wahlrunde verpflichtend sei.

Kein Fraktionszwang

Schmittnägel möchte auch künftig „meiner Linie treu“ bleiben: „Ich gehe in keine Partei. Für die Kommunalpolitik ist das nicht notwendig.“ Jede der anderen Fraktionen habe sich um ihn als Listenkandidaten beworben. Er habe sich schließlich für die PWG entschieden.

Dort fühlt sich Schmittnägel wohl: „Das sind Menschen, die im Leben stehen, Geschäftsleute wie ich.“ Ganz andere Gründe haben bei Eberhard Schelle (BfB) zum Wechsel geführt. Er war für den verstorbenen Werner Kenner nachgerückt. Und mit diesem hat der Wechsel zu tun. Kenner hatte bei der SPD angefangen, trat dann aber später für die BfB an.

Dann kehrte er quasi in seine alte politische Heimat zurück. Mit Angelika Somaruga und der SPD bildete er eine Listenverbindung. Im Vorfeld der Wahl am 16. März stand Eberhard Schelle am Scheideweg: entweder, wieder eine Listenverbindung eingehen oder die BfB sterben lassen. Weil Somaruga nicht mehr antritt, entschied er sich für Letzeres.

Jetzt glaubt sich Schelle bei der PWG gut aufgehoben. „Transparenz, Offenheit und Klarheit“ sieht er auch dort gegeben. Und es herrscht „kein Fraktionszwang“. Ob aber Schelle und Schmittnägel wieder in den Stadtrat gewählt werden, scheint fraglich. Auf den Listenplätzen vor ihnen rangiert Prominenz: Jürgen Pfister, Birgit Poeck-Kleinhenz, Heribert Jakobsche, Emanuel Fritschka und Dirk Stumpe – alles etablierte Kräfte im Stadtrat.
Am Ende entscheiden ja doch die Bürger. Aber vielleicht, so Schmittnägel, könne man der CSU bei der Kommunalwahl ein wenig wehtun.

Main-Post 23.01.2014/Steffen Standke